Sind wir schlauer als die Evolution?

Jennifer A. Doudna hat zusammen mit Emmanuelle Charpentier den Nobelpreis 2020 für Chemie für die Entwicklung der Genschere erhalten. Doudna schreibt 2019 in ihrem Buch „Eingriff in die Evolution“:

„Die Zeiten, in denen das Leben ausschließlich durch die schwerfälligen Kräfte der Evolution geprägt wurde, sind vorüber. Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter, in dem wir die Herren über die genetische Ausstattung allens Lebens und all ihre vielfältigen, lebenssprühenden Folgen sind. Schon jetzt ersetzen wir das taube, dumme, blinde System, das über die Erdzeitalter hinweg das genetische Mateial geformt hat, durch ein System der bewussten, absichtsvollen, von Menschen gelenkten Evolution.“

Diese Worte strotzen nur so von Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. Das ist Hybris in der schlimmsten Form. Doudna lässt vollkommen den Respekt vor der genialen Schöpfung vermissen, die so viel umfassender in ihrer Gesamtheit ist, als sich das ein einfaches Menschengehirn jemals ausdenken könnte. Hier will ein Mensch in erschreckender Weise Gott spielen.

Aber bei aller Euphorie sieht selbst Jennifer Doudna auch neue Gefahren auf die Menschheit zukommen. Die Wissenschaftler besitzen jetzt ein Werkzeug, um die eigene Spezies nach persönlichen Vorlieben neu zu gestalten. Heute wissen wir, die genetische Optimierung des Menschen ist bereits im Gange.

Die Genschere kann außerdem ganze biologische Arten durch eine genetische Kettenreaktion auslöschen. Ihre Entdeckung bereitet der Forscherin schlaflose Nächte. Sie weiß: Das könnte gefährlicher werden als alle bisherigen Eingriffe des Menschen in die Natur. Ein Vergleich mit der Entwicklung der Atombombe drängt sich zwar spontan auf, ist aber eher eine leichtsinnige Unterschätzung der Gentechnikgefahren.

Um die Gefahren zu erkennen, bedarf es nicht Nobelpreisträger zu sein. Der gesunde Menschenverstand genügt vollkommen. Wir fordern deswegen die europäische Gesetzgebung dazu auf, das Vorsorgeprinzip für Gentechnik jeder Art uneingeschränkt aufrecht zu erhalten und die geplante Deregulierung im Zulassungsverfahren von gentechnisch veränderten Produkten zu unterlassen.

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